„Nicht nach Schema F arbeiten, sondern Alternativen aufzeigen“

Im Interview spricht Marcel Sattler, Student an der HTW Berlin und Teilnehmer der Podiumsdiskussion bei der HAWtech-Tagung über die vielfältigen Kompetenzen, die Ingenieur_innen mitbringen müssen.

Welche Ingenieurskompetenzen sind in Zukunft gefordert? Wie verändern sich Qualifikationsprofile? Wie können Hochschulen den veränderten Anforderungen der Wirtschaft Rechnung tragen, beispielsweise mit Blick auf die Digitalisierung?

Das sind einige Themen der diesjährigen Tagung der Hochschulallianz für angewandte Wissenschaften (HAWtech). Sie findet am 3. und 4. Mai an der HTW Berlin statt. Auf der Veranstaltung diskutieren Bildungspolitiker, Wirtschaftsverbände, Vertreter von Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen. Auch ein Student der HTW Berlin wird an der Podiumsdiskussion teilnehmen. Marcel Sattler (im Bild) macht derzeit seinen Master im Studiengang Gebäudeenergie- und –informationstechnik und ist gleichzeitig wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule. Wir haben ihn zum Thema interviewt.

Über Ingenieur_innen und die Kompetenzen, die sie benötigen, wird immer wieder diskutiert. Wie nehmen Sie diese Debatte als Student wahr?

Marcel Sattler, Student der Gebäudeenergie- und –informationstechnik an der HTW Berlin: Die Frage lässt sich nicht pauschal beantworten; es kommt ganz auf die Tätigkeit an. Als Projektmitarbeiter in einem KMU wird man Allround-Kompetenzen benötigen, weil man viele verschiedene Aufgaben gleichzeitig bewältigen muss. Als Mitarbeiter in einem großen Konzern wird man sich eher spezialisieren müssen, muss also in der Lage sein, in die Tiefe zu gehen.

Und welche Kompetenzen wollen Sie persönlich im Studium erwerben?

Antwort: Die Eigenschaften, die ich für elementar halte - Leidenschaft, Ausdauer und Engagement – stehen nicht auf dem Lehrplan und die kann man ja auch nicht lernen. Doch zu Ihrer Frage: Mir ist es wichtig, theoretisches Know-how zu bekommen, das die Praxis ergänzt und es mir erlaubt, als Ingenieur nicht nach Schema F zu arbeiten, sondern Alternativen ins Auge zu fassen und abzuwägen. Außerdem wünsche ich mir Methoden für die Projektplanung und auch Führungs- sowie Sozialkompetenz.

Glauben Sie, dass das fachliche Wissen aus dem Studium genügt oder rechnen Sie damit, dass Sie lebenslang weiterlernen müssen?

Antwort: Manche meiner Kommiliton_innen glauben, dass das Wissen aus dem Studium ausreicht, aber ich mache mir da keine Illusionen. Denken Sie nur an die sich ständig ändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen, die in meiner Branche zu beachten sind. Das jüngste Beispiel, das mir gerade einfällt, ist die 4. Novelle der Trinkwasserverordnung, die im Januar in Kraft getreten ist. Ich bin überzeugt, dass man fachlich immer auf dem Laufenden bleiben und ständig weiterlernen muss. Wichtig ist, dass man im Studium das Handerkszeug dafür lernt und die nötige Kritikfähigkeit, sodass man Aussagen und Versprechen hinterfragen kann.

Werden Sie Ihren Arbeitsplatz in Deutschland haben oder wollen Sie ins Ausland gehen? Und wenn ja, sind Sie dafür gerüstet?

Antwort: Ich hätte mir tatsächlich Auslandserfahrung gewünscht, entsprechende Pläne aber zugunsten meiner Familie zurückgestellt. Immerhin arbeite ich jetzt in einem Projekt, an dem auch amerikanische Ingenieur_innen beteiligt sind. Denn es ist natürlich gut, wenn man internationale Vergleich anstellen kann.

Weitere Informationen zur Tagung finden Sie auf dieser Seite.

Dieser Text wurde ursprünglich auf den Seiten der HTW Berlin veröffentlicht

Text: Gisela Hüttinger, Foto: Adina Herde
© HTW Berlin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Originalbeitrag: http://htw-berlin.tumblr.com/post/172789741688/nicht-nach-schema-f-arbeiten-sondern

 

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