Erfolgreiche Promotionstagung der HAWtech

Studierenden und Tagungsbesucher in einem Hörsaal

Zahlreiche Studierenden und Tagungsgäste tauschten sich auf der Tagung zu diversen Promotionsprojekten im HAWtech-Verbund aus (Foto: Alexander Rentsch).

Die erste Promotionstagung der HAWtech am 07. November 2014 unter dem Motto "Fachhochschulen forschen: Der wissenschaftliche Nachwuchs der HAWtech im Fokus" war ein voller Erfolg. Rund 150 Gäste nutzten die Gelegenheit, sich auszutauschen und zu aktuellen Promotionsprojekten an den HAWtech-Hochschulen zu informieren. Prof. Dr. Karl-Heinz Meisel, HAWtech-Sprecher und Rektor der Hochschule Karlsruhe, forderte in der "Berliner Erklärung" die Bundes- und Landespolitik auf, die Entwicklung eines eigenständigen Promotionsrechts in forschungsstarken Bereichen an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWen) zu unterstützen.

 

Berliner Erklärung zum Promotionsrecht für forschungsstarke Bereiche an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften

Angewandte Forschung und Entwicklung für den Wirtschaftsstandort Deutschland muss konsequent gefördert und ausgebaut werden - Eigenständiges Promotionsrecht für HAWen

Die HAWtech vertritt bundesweit sechs der im Bereich der Ingenieurwissenschaften führenden Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (Fachhochschulen). Sie fordert die Bundes- und Landespolitik auf, die Entwicklung eines eigenständigen Promotionsrechts in forschungsstarken Bereichen an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWen) zu unterstützen und dadurch auf den wachsenden Bedarf der Wirtschaft an wissenschaftlich ausgebildeten Nachwuchskräften mit ausgeprägter Praxisorientierung zu reagieren.

Hochschulen für Angewandte Wissenschaften leisten einen großen Beitrag zur Ingenieursausbildung

HAWen erfüllen in Deutschland seit mittlerweile einem halben Jahrhundert ihren Bildungsauftrag mit großem Erfolg: Die anwendungsorientierte akademische Ausbildung und Lehre wird als klassische Aufgabe verstanden, die die Studierenden auf künftige Aufgaben durch Vermittlung von Fachkenntnissen sowie methodischer und sozialer Handlungskompetenz und ethischem Verantwortungsbewusstsein bestens vorbereitet. Im Bereich der technisch orientierten Ausbildung haben sie das positive Berufsbild der Ingenieurin/des Ingenieurs in der Öffentlichkeit maßgeblich geprägt: Sie bilden zirka 60 Prozent aller Ingenieurinnen und Ingenieure Deutschlands aus. Darüber hinaus verstehen sich HAWen als Innovationstreiber im Hochschulbereich und sie sind traditionell engagiert, auch die Bildungspotenziale von Nachwuchskräften aus Nichtakademikerhaushalten zu mobilisieren. 

Anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung an HAWen

Die angewandte Forschung ist mittlerweile eine selbstverständliche Aufgabe und gesetzlicher Auftrag der HAWen. Diese setzen vorrangig angewandte Forschungs- und Entwicklungsprojekte um. In vielen Themenbereichen haben die deutschen HAWen in den vergangenen Jahren hohe Forschungskompetenz und Forschungsstärke entwickelt. Der wissenschaftliche Nachwuchs wird direkt in die Forschungstätigkeiten eingebunden, die in Kooperation mit der regionalen Wirtschaft und insbesondere mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) durchgeführt werden, um so die Fähigkeit zu eigenständigem praxisorientierten wissenschaftlichen Arbeiten zu erwerben. Unsere Professorinnen und Professoren verstehen sich als regionale Innovationspartner, die in Zusammenarbeit  mit ihren industriellen Partnern die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland stärken. 

Eigenständiges Promotionsrecht für HAWen 

Für eine qualitativ hochwertige Forschungs- und Entwicklungslandschaft in Deutschland sind Promotionen in der angewandten Wissenschaft unverzichtbar. Die wissenschaftliche Vernetzung in Forschung und Lehre und der intensive Dialog mit der Wirtschaft schärfen nicht nur das Profil der HAWen, sondern sind gleichzeitig auch Garant für deren hohe Ausbildungsqualität.

Alternative Modelle zur Ausübung des Promotionsrechts wie beispielsweise die „Kooptation von HAW-Professorinnen und -Professoren“, die „kooperativen Promotionen“ und „kooperative Promotionskollegs“ werden heute schon durchgeführt und sie sollen zukünftig weiterentwickelt werden. Dennoch funktionieren die bestehenden Promotionsverfahren zwischen HAWen und Universitäten nach wie vor nicht immer reibungslos und scheitern oft an besonderen formalen Anforderungen, die HAW-Absolventinnen und -Absolventen im Vergleich zu Absolventinnen und Absolventen von Universitäten erfüllen müssen. Weitere Hürden dieses Verfahrens sind die mitunter stark unterschiedlichen Fächer an HAWen und Universitäten, sodass für manche geeignete HAW-Absolventinnen und ?Absolventen an Universitäten kaum Promotionsmöglichkeiten gegeben sind. Die angesprochenen vorherrschenden Defizite wirken zum Nachteil der Promotionsinteressierten und damit auch zum Nachteil unserer Wissensökonomie.

Promotionsrecht mit Qualitätssicherung und zunächst zeitlicher Befristung

Wir als HAWtech fordern daher weitere qualitätsgesicherte Möglichkeiten zur Ausübung des Promotionsrechts von HAWen zur Sicherung von anwendungsorientierter Forschung und des Transfers ihrer Ergebnisse in die Wirtschaft. Wir fordern nicht, dass jede HAW zwingend das Promotionsrecht erhalten muss, sondern ein eigenständiges Promotionsrecht für forschungsstarke Bereiche von HAWen oder für HAW-übergreifende Forschungsverbünde, die spezifische und anerkannte Qualitätskriterien erfüllen. Ein qualitätsgesichertes, ggf. zunächst auch zeitlich befristetes Promotionsrecht ließe sich an konkrete wissenschaftliche Leistungen der Forschenden knüpfen. Der Fokus liegt auf forschungsstarken Verbünden, die den Kriterien des Wissenschaftsrats folgen. Die Qualitätsstandards werden regelmäßig nach standardisierten Verfahren überprüft. Die zeitliche Befristung, die an die Erfüllung von Kennzahlen gebunden ist, garantiert ein gleichbleibend hohes Niveau der Forschungsleistungen. Der hohe Standard ergibt sich zudem durch die Einbeziehung von anerkannten Forschungseinrichtungen in die Verbundstrukturen. Für die HAWen wäre ein entsprechendes eigenständiges Promotionsrecht damit gleichsam automatisch mit einer wirksamen Qualitätssicherung verbunden. Des Weiteren könnte im Rahmen solch befristeter Modellversuche nachgewiesen werden, dass Format und Verfahren anwendungsnaher wissenschaftlicher Promotionen eine wesentliche Ergänzung zum universitären Promotionsrecht darstellen würden. Ein derart ausgestaltetes Promotionsrecht würdigt nicht nur die hohen Forschungsleistungen der HAWen, sondern erhöht die Qualität und die nationale und internationale Attraktivität des Wissenschaftsstandorts Deutschland für Studierende, Lehrende und Forschende.

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