Akademische Jahresfeier 2016 der Hochschule Karlsruhe

Preisträger und -stifter auf der Akademischen Jahresfeier 2016 der Hochschule Karlsruhe (Foto: John Christ/HsKA)

Auszeichnung von zwölf Studierenden für ihre hervorragenden Studienabschlüsse, Verleihung des Lehrpreises der Hochschule, eines Promotionsstipendiums und des DAAD-Preises.

Nach der Begrüßung der Anwesenden durch Rektor Prof. Dr. Karl-Heinz Meisel bei der Akademischen Jahresfeier am 14. Oktober 2016 folgte seine Ansprache „Bildung und/oder Ausbildung?“, aus der hier Auszüge folgen.

Ansprache
Nach dem Bildungsideal von Wilhelm von Humboldt sollen Studium und Lehre an Hochschulen – im Gegensatz zu dem, was heute häufig proklamiert wird – nicht berufsbezogen, sondern von wirtschaftlichen Interessen unabhängig sein. Exemplarisch für diese Sicht ist ein Artikel von Evelyn Finger in ZEIT ONLINE vom September 2009 unter dem Titel „Hegel, hilf!“ In diesem Artikel sieht sie im heutigen Hochschulsystem „das grundlegende Ideal unserer Kultur verraten: die Wertschätzung von Gelehrtheit, die Hochachtung vor dem Wissen an sich – egal, ob es sich morgen schon auszahlt.“ Also: Umfassende „Bildung“ und keine berufsbezogene „Ausbildung“? Oder mit anderen Worten:
Die Hochschulen sollen nicht auf einen konkreten Beruf vorbereiten, sondern die Studierenden bilden?

Bildungsbegriff
Nach Humboldt beinhaltet der Bildungsbegriff die Vorstellung, die Hochschule solle ein Ort sein, an dem autonome Individuen und Weltbürger hervorgebracht werden oder genauer gesagt, sich selbst hervorbringen. Zum Weltbürger werden heißt nach Humboldt, sich mit den großen Menschheitsfragen auseinanderzusetzen: sich um Frieden, Gerechtigkeit, um den Austausch der Kulturen, andere Geschlechterverhältnisse oder eine andere Beziehung zur Natur zu bemühen. Profaner gesagt: Bildung vermittelt keine konkreten Fähigkeiten, die direkt anwendbar sind.

Auf der anderen Seite wird von den Befürwortern der berufsbezogenen Ausbildung an Hochschulen auf die volkswirtschaftliche Notwendigkeit und die hohe Beschäftigungsrate hingewiesen. Aber auch innerhalb der Ingenieurstudiengänge gibt es unterschiedliche Auffassungen, inwieweit Bildung oder Ausbildung, also die Vermittlung fachwissenschaftlicher Kompetenzen, Inhalt des Studiums sein sollen. Dabei wird oft fälschlicherweise versucht, die Bildung damit gleichzusetzen, dass nicht konkrete Fähigkeiten, sondern die Fähigkeit zur Aneignung von Wissen vermittelt wird. Soweit dies allerdings eine konkrete Vorgehensweise meint, ist auch dies keine Bildung im humboldtschen Sinne, sondern eine ganz spezielle Art von Ausbildung. Man kann sich die Frage stellen, ob diese Diskussion überhaupt gerechtfertigt und zielführend ist oder ob nicht jede Art von Studium an einer Hochschule eine Bildungs- und eine Ausbildungskomponente haben sollte.

Landeshochschulgesetz
Wenn man in das baden-württembergische Landeshochschulgesetz schaut, obliegt den Universitäten „die Pflege und die Entwicklung der Wissenschaften“. Dort wird der Begriff „Ausbildung“ lediglich bei den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWen) und bei der Dualen Hochschule verwendet. So sollen die HAWen eine „Ausbildung“ vermitteln, die zur selbständigen Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden in der Berufspraxis befähigt. Also Bildung an Universitäten und Ausbildung an HAWen? Ganz so einfach ist die Sache nicht. Der Bologna-Prozess fordert eine europaweite Harmonisierung von Studiengängen und Studienabschlüssen mit auf Beschäftigungsfähigkeit (Employability) am Arbeitsmarkt zielender Ausrichtung der Studiengänge. Er gilt für alle Hochschularten. Selbst, wenn man über die genaue Definition der Begriffe streitet, ist ein Studium unter dieser Prämisse ohne Ausbildungskomponente nicht denkbar.

Konkreter Bildungsauftrag 
   
Aber wie hält es nun die Hochschule Karlsruhe mit dem Bildungs- bzw.
Ausbildungsauftrag? Nun können und wollen die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften im Allgemeinen und die Hochschule Karlsruhe im Speziellen nicht das Label humboldtscher Bildung beanspruchen und es auch nicht anstreben. Mit der Praxisnähe und der berufsqualifizierenden Ausbildung ist der Bildungsauftrag ein anderer. Allerdings sind wir schon stolz auf ein paar Aspekte der Ausbildung, die durchaus im humboldtschen Sinne sein dürften.

  • Zum einen hat die Einheit von Forschung und Lehre zunehmend Einzug gehalten.
  • Zum anderen haben derzeit schon ca. 40 % unserer Absolventen an der Hochschule Karlsruhe während ihres Studiums einen Aufenthalt im Ausland verbracht; meist für ein praktisches Studiensemester, aber auch für ein Theoriesemester an einer Partnerhochschule oder gar in einem Studienprogramm mit Doppelabschluss. Der weitere Ausbau der Internationalität der Hochschulausbildung ist ein zentrales strategisches Ziel der Hochschule
  • Als Drittes sei das Angebot in unserem Studium generale erwähnt. Es ist nicht nur quantitativ ein Erfolgsmodell. Im Angebot sind durchaus Kurse enthalten, die man an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften nicht unbedingt erwartet. Studierende erhalten in dem Kurs „Do it!

(Sozialkompetenz)“ eine außergewöhnliche Lernmöglichkeit: Sie arbeiten 40 Stunden in ausgewählten sozialen Einrichtungen mit. Hier wird reflektiert, wie die gewonnen Erkenntnisse in die studentische Teamarbeit und zukünftige berufliche Situationen übertragen werden können. Weitere Kursangebote sind „Einführung in die Ethik“, „Grundlagen nachhaltiger Entwicklung“ und „Praktische Rhetorik“.

Situation an der Hochschule    
Im vergangenen akademischen Jahr konnten an unserer Hochschule 1 589 Studierende ihr Studium erfolgreich beenden, davon 1 128 Bachelor- und 461 Masterabsolventen. Derzeit studieren ca. 8 450 junge Menschen an der Hochschule Karlsruhe. Für die 1 659 Studienanfängerplätze im aktuellen Wintersemester gingen ca. 9 190 Bewerbungen ein, von denen sich über 1 940 Studienanfänger eingeschrieben haben. In der Summe bewältigt die Hochschule auch in diesem Jahr eine Überlast von ca. 17 %.

Systemakkreditierung
Auf der anderen Seite bieten wir natürlich eine berufsfeldbezogene praxisorientierte Ausbildung mit wissenschaftlichem Hintergrund, die am Arbeitsmarkt erfolgreiche Absolventen generiert. Wichtiger als die teilweise abstrakte Diskussion, ob wir Bildung oder Ausbildung im Studium vermitteln, ist die Qualität des Studiums, wie auch immer gemessen. Seit gestern ist die Hochschule offiziell systemakkreditiert. Die Hochschule Karlsruhe ist eine von rund 50 Hochschulen bundesweit (einschließlich der Universitäten), die dazu berechtigt sind, das international anerkannte Siegel des Akkreditierungsrats zu führen und an ihre eigenen Studiengänge zu vergeben. Mit der erfolgreichen Systemakkreditierung wurde der Hochschule Karlsruhe jetzt bescheinigt, dass ihr hochschulinternes Qualitätsmanagementsystem geeignet ist, selbst die Qualität der eigenen Studiengänge sicherzustellen. Der Vorteil ist, dass die Verfahren des Qualitätsmanagementsystems, unterstützt von Kennzahlen, die kontinuierliche Diskussion in den Studiengängen bzgl. deren Weiterentwicklung fördern.

Preisverleihungen
Im Anschluss wurden zwölf Studierende der Hochschule mit Preisen für ihre besonders erfolgreichen Studienabschlüsse ausgezeichnet. Ein indischer Student wurde mit dem DAAD-Preis 2016 geehrt und ein Promotionsstipendium konnte an eine erfolgreiche Absolventin vergeben werden.

Preis der Stadt Karlsruhe
Einen ausgezeichneten Abschluss erreichte Stefanie Barbara Mannheim im Bachelorstudiengang Wirtschaftsinformatik und wurde dafür mit dem Preis der Stadt Karlsruhe geehrt, den Baubürgermeister Michael Obert überreichte.

Frauenförderpreis
Als beste Absolventin wurde Stefanie Barbara Mannheim zudem mit dem Frauenförderpreis der Hochschule durch Professorin Sissi Closs, Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule, geehrt.

Preis des BDB
Der Preis des Bundes Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure Baden- Württemberg e. V. (BDB) ging an Niclas Scheer für seinen hervorragenden Bachelorabschluss im Studiengang Bauingenieurwesen. Urkunde und Preisgeld erhielt er aus den Händen von Dr. Karl-Heinz Schmidt, stellvertretender Vorsitzender Bezirksgruppe Karlsruhe des BDB.

Preis der Teutonia
Hervorragend war auch das Resultat am Ende des Bachelorstudiums Wirtschaftsingenieurwesen von Valentin Reck. Er erhielt dafür den Preis der Technisch Wissenschaftlichen Verbindung Teutonia aus den Händen von Andreas Ernst.

Preis der Seeger & Dürr Stiftung

Einen ausgezeichneten Masterabschluss erzielte Fabian Friedrich im Baumanagement, Wirtschaftsingenieurwesen Bau. Den Preis der Seeger & Dürr Stiftung überreichte ihm dafür Andreas Dürr, Mitglied des Vorstands.

Preis der Deutschen Gesellschaft für Kartographie
Ein hervorragendes Ergebnis erreichte auch Cristina Balmus im Masterstudiengang Geomatics. Den Preis der Deutschen Gesellschaft für Kartographie – Sektion Karlsruhe und des Freundeskreises Geomatik an der Hochschule Karlsruhe überreichte Prof. Dr. Detlef Günther-Diringer, Mitglied des Vorstands der Sektion Karlsruhe der DGfK.

Preis der Siemens AG
Bachelor ist nun der akademische Titel von Nicole Fabricius nach ihrem hervorragenden Abschluss im Studiengang Technische Redaktion. Dafür überreichte ihr der Karlsruher Niederlassungsleiter der Siemens AG, Rainer Maisch, den Preis seines Unternehmens.

Preis des VDI
Einen sehr guten Abschluss konnte auch Tobias Rück im Bachelorstudium Maschinenbau erzielen. Er wurde dafür mit dem Preis des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) von Geschäftsführer Prof. Dr. Robert Weiß geehrt.

Preis des Vereins der Freunde
Hervorragend konnte auch Vinzenz Janoudi den Bachelorstudiengang Elektrotechnik – Informationstechnik abschließen, wofür er mit dem Preis des Vereins der Freunde der Hochschule geehrt wurde, den Geschäftsführer Andreas Rieger überreichte.

Endress+Hauser-Preis
Einen sehr guten Hochschulabschluss kann auch Björn Bellmann im Bachelorstudiengang Elektrotechnik – Sensorik vorweisen und wurde dafür von Jens Kröger, Leiter Personalentwicklung der Endress+Hauser Messtechnik GmbH & Co. KG, Maulburg, mit dem Preis des Unternehmens ausgezeichnet.

E.G.O.-Preis
Für seinen ausgezeichneten Masterabschluss im Maschinenbau erhielt Jochen Gaiser den Preis der E.G.O. Elektro-Gerätebau GmbH von Markus Blümle, Director Human Resources.

Preis des Technologieparks Karlsruhe
Für seinen glänzenden Abschluss im Masterstudiengang Informatik erhielt Anna Christine Roes den Preis der Technologiepark GmbH Karlsruhe, überreicht von Geschäftsführer Thomas Lüdtke.

Preis der Sparkasse Karlsruhe
Katharina Haas konnte ihr Bachelorstudium in International Management mit sehr gutem Ergebnis abschließen und erhielt dafür den Preis der Sparkasse Karlsruhe, überreicht von Sparkassendirektor und stellvertretendem Vorstandsvorsitzenden Thomas Schroff.

Promotionsstipendium
Lena Gribel konnte ihr Masterstudium der Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Karlsruhe sehr erfolgreich abschließen. Für ihre Doktorarbeit „Acceptance factors of wearable computing: An empirical investigation“ erhielt sie nun ein Promotionsstipendium der Heinrich-Hertz-Gesellschaft, vergeben von der Gesellschaft zur Pflege wissenschaftlicher Kontakte im Hause „Heinrich Hertz“ e. V., das von Prof. Dr. Volker Krebs, dem Vorstandsvorsitzenden der Gesellschaft, überreicht wurde.

DAAD-Preis

Rohit Kumar stammt aus dem indischen Jaunpur Village, das ca. eine Stunde von dem berühmten hinduistischen Pilgerort Varanasi entfernt liegt. Er steht kurz vor dem Abschluss des englischsprachigen Masterstudiengangs Sensor Systems Technology an der Hochschule Karlsruhe. Sein Studium hat er dort mit Ersparnissen und Arbeiten neben dem Studium finanziert. Aufgrund seiner herausragenden Leistungen und der Unterstützung seiner Kommilitonen – insbesondere half er neu angekommenen Studierenden aus verschiedenen Ländern in der Anfangsphase – wurde er mit dem DAAD-Preis 2016 ausgezeichnet. Sein langfristiges Ziel ist es, in einem international operierenden Unternehmen mit einer Niederlassung in Indien in seinem Heimatland arbeiten zu können. Den Preis übergab Prof. Dr. Dieter Höpfel, Prorektor für Studium, Lehre und Internationales der Hochschule Karlsruhe.

HsKA-Lehrpreis
Mit diesem Preis werden Professorinnen und Professoren ausgezeichnet, die sich in besonderem Maße für eine qualitativ hochwertige und innovative Lehre verdient gemacht haben. Seit 2011 ist Prof. Dr. Manfred Strohrmann aus der Fakultät für Elektro- und Informationstechnik nun der zweite Preisträger. Mit seinem großen Engagement für die Studierenden und vielen innovativen Wegen und Lehrmethoden wie beispielsweise der Online-Plattform „Systemtheorie Online“, die „Langen Nächte der Systemtheorie“ und das „Zirkeltraining Systemtheorie“ gelang es ihm, eine neue Lernatmosphäre zu schaffen, die Motivation der Studierenden und damit auch den Lernerfolg nachhaltig zu steigern. Verliehen wurde der Preis von Rektor Prof. Dr. Karl- Heinz Meisel verbunden mit einer Prämie von 5 000 Euro. Ein Video über die Arbeit des Preisträgers ist im Web unter youtu.be/Gb72zss9Kns abrufbar.

Musik
Musikalisch wurde die Feier von einem Ensemble der Hochschule für Musik Karlsruhe begleitet und von „vocal resources“, dem Chor der Hochschule Karlsruhe.


Die Pressemitteilung finden Sie hier.

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